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Lorenzo Liccardi – Venezianischer Händler – sorgt für die Unternehmensnachfolge und erklärt kaufmännische Begriffe (2. Teil)

Vorwort

Wir benutzen sie tagtäglich, aber: Kennen wir auch die genaue Bedeutung bzw. Herkunft Kaufmännischer Begriffe wie Bilanz, Budget, Kapital, Kredit etc.? Im Duden können wir nachlesen, dass viele dieser Begriffe aus dem Lateinischen kommen, da Latein lange die Sprache der Gelehrten in der Antike und im Mittelalter war und somit auch in der Mathematik und bei kaufmännischen Berechnungen genutzt wurde.

Bereits im Mittelalter (circa 14. Jahrhundert) und in der Neuzeit  wurde in Italien begonnen, Fachtexte in der Landessprache zu schreiben. Gleichzeitig entstanden in den größeren Städten Wirtschaftsschulen, in denen Kaufleute ausgebildet wurden. Das führte dazu, dass das kaufmännische Rechnen und später auch das Rechnungswesen insbesondere durch italienische Händler weiterentwickelt wurden.

Im ersten Teil unserer Kurzgeschichte hat unser Protagonist Lorenzo Liccardi seinem Sohn Paolo bereits die Begriffe Bilanz, Buchführung und Kredit erklärt.

Kaufmännische Begriffe - Venedig

Venedig, 14.07.1523

„Andiamo, Paolo! Wegen dir kommen wir noch zu spät! Bis zum Rialtomarkt sind es noch rund 800 Meter. Und auf der Ruga dei Oresi wird wieder die Hölle los sein! Wenn wir den Kredit bei der Bank nicht bekommen, kann ich das Holz aus Trentino nicht bezahlen. Und wenn ich das Holz nicht erhalte, kann ich keine neuen Schiffe bauen lassen und unser größter Konkurrent Cesare Cassiodor wird das ertragreiche Geschäft mit der Levante alleine machen.

Ich habe dir ja beim letzten Mal schon erklärt, was ein Kredit ist und dass hier besondere Vorsicht geboten ist. Die Zinsen dürfen deinen Ertrag nicht langfristig belasten. Aber in diesem Fall reicht mein Kapital einfach nicht aus. Man könnte auch sagen: Wir sind im Moment nicht liquide. Drei Begriffe, die ich dir unterwegs erklären werde, mein lieber Sohn:

Die Zinsen

Das Wort Zinsen ist die Mehrzahl von Zins. In der Regel werden darunter die Kosten für die Überlassung von Kapital verstanden. Der Begriff taucht aber auch noch in einem anderen Zusammenhang auf: Die Abgabe (oder der Tribut) für die Mietung und Pachtung wird ebenfalls als (Miet- oder Pacht-) Zins bezeichnet.

Abgeleitet ist der Begriff von dem lateinischen Wort »census«. Es hat zusätzlich die Bedeutung der Vermögensschätzung beziehungsweise -bewertung. Im alten Rom wurden durch die Zensoren die Volkszählung sowie die Vermögensschätzung durchgeführt.

Das Kapital

Kapital stammt vom italienischen Wort »capitale« und meint „Hauptsumme“ oder „Reichtum“. Die ursprüngliche Bedeutung ist “Kopfzahl einer Viehherde”.zinsen

Dabei gibt es für das Kapital mehrere Bedeutungen. So wird es zum einen als Gesamtheit aller Geld- und Sachwerte und zum anderen auch als das Vermögen eines Unternehmens, aber auch als Geldsumme angesehen. Entsprechend gibt es recht verschiedene Synonyme für dieses Wort, beispielsweise Barschaft, Ersparnisse, Finanzen, Geldmittel, Guthaben, Vermögen, Rücklagen oder einfach nur Geld.

Im unternehmerischen Sinne meint man mit Kapital für gewöhnlich „Geld/Vermögen für Investitionszwecke“. Für den entsprechenden Investitionsprozess trägt der „Kapitalist “ selbst das wirtschaftliche Risiko. Ein „Unternehmer“ hingegen hat die Funktion, Innovationen (neuartige Kombinationen von Produktionsfaktoren) in den Wirtschaftsprozess einzuführen.

Es gibt noch eine ganz andere Verwendung dieses Wortes. Ein bunt gewebtes Band, das von Buchbindern an die Ober- und Unterbauten eines Buchblockrückens angeklebt wurde, bezeichnete man ebenfalls als Kapital – abgeleitet von den lateinischen Wörtern »caput« und »capitale«, was so viel wie »Kopf« und «Kopfende« bedeutet.

Die Liquidität

Liquidität ist das Substantiv zum Adjektiv liquide beziehungsweise liquid. Dieses Adjektiv hat seinen Ursprung in dem lateinischen Begriff »liquidus«, was »flüssig« bedeutet. Das lateinische Wort für »flüssig sein« ist »liquere«. Das Wort liquide wird in der Ökonomie benutzt, um zu verdeutlichen, dass etwas verfügbar ist (zum Beispiel: liquide Mittel) und dass ein Unternehmen zahlungsfähig ist.

Eines Tages

Eines Tages – wir erleben diesen Tag nicht mehr – werden die Menschen Instrumente haben, die vieles davon einfacher machen:

Hier ist es! Wir haben es gerade so geschafft, mein lieber Paolo, gerade so geschafft! Jetzt hör zu, wie dein Padre mit der Bank verhandelt und mach dir deine Notizen. Diese Erfahrungen werden später Gold wert sein für dich und das Unternehmen. Wenn alles gut geht, werden wir heute Nachmittag, zur Feier des Tages, mit deiner Madre zur Dogenprozession auf dem Markusplatz gehen.“

 

Quellenangaben:

Das Herkunftswörterbuch Etymologie der deutschen Sprache (DUDEN), Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, ISBN-10: 3-411-04074-2

Kaufmännisches Rechnen für Dummies, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, ISBN-10: 3527708073

Bildquelle: „Vittore Carpaccio – The Miracle of the Relic of the Cross at the Ponte di Rialto – Gallerie dell’Accademia Venice“ von Vittore Carpaccio – The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Bildquelle 2: „Zecchino Antonio Venier 1382“ by Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons


Johanna Aigner

Johanna Aigner

Johanna ist ein echter Profi wenn es um Marketing und E-Business geht. Nachdem sie 2018 ihren Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen hatte, verdiente sie sich als Marketing-Freelancerin für lokale und internationale Unternehmen ihre Sporen. Seit 2020 ist Johanna Online Marketing Managerin bei der SelectLine Software GmbH. Johanna ist nicht nur ein Kommunikationstalent, sie ist auch handwerklich sehr begabt. In ihrer Freizeit lebt sie ihre kreative Ader mit allen möglichen DIY-Projekten aus. Johanna liebt scharfes Essen und Motorradfahren.



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