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Lorenzo Liccardi – Venezianischer Händler – sorgt für die Unternehmensnachfolge und erklärt kaufmännische Begriffe

Venedig, 02.07.1523

Lorenzo Liccardi ist Kaufmann. Sein Vater war schon Kaufmann. Mit 42 hat er das Unternehmen von seinem Padre übernommen. Import und Handel, hauptsächlich mit orientalischen Gewürzen. In den Lagerräumen am Canale Grande duftet es herrlich nach Coriander, Safran, Cardamon. Und Pfeffer. Pfeffer macht den Hauptanteil des Umsatzes aus (bis zu 60 %). Er ist stolz auf das Familienunternehmen. 22 Mitarbeiter. Seine Frau Antonella macht die Buchführung. Heute hat Paolo seinen ersten Tag bei ihm. Er soll alles lernen in den nächsten Wochen und Monaten. Sein Sohn wird das Unternehmen eines Tages übernehmen und soll es erfolgreich weiterführen. Er beginnt damit ihm kaufmännische Begriffe zu erklären. Begriffe, die jeder Unternehmer kennen muss.

Canaletto_Bacino_di_San_Marco_Venedig

Die Bilanz

„Die Bilanz, mein Sohn, ist das Spiegelbild des Unternehmenserfolgs. Oder Misserfolgs – je nachdem. Es geht um die vergleichende Gegenüberstellung von Gewinn und Verlust, eine Schlussabrechnung.

bilancio, ist Kaufmannssprache und stammt vom Wort bilanciare ab, was “abschätzen” oder “im Gleichgewicht halten” bedeutet. Die Basis dieses Wortes bildet das italienische Wort bilancia und ist vom lateinischen Wort bilanx (>>zwei Waagschalen habend>>) abgeleitet.

Du kannst daran schon erkennen worum es geht. Der Franziskanermönch und Mathematiker Luca Pacioli hat es 1494 in seinem Buch Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni et Proportionalità beschrieben. Ein furchtbar langweiliges Buch. Aber: Es war die erste geschlossene Darstellung der „Venezianischen Methode“ (doppelte Buchführung), wie sie vermutlich auch in 500 Jahren noch Bestand haben wird.

Die Buchführung

Aufzeichnungen wirtschaftlicher Vorgänge gehören zu den ältesten Schriftstücken überhaupt. Buchführung bezeichnet die in Zahlenwerten vorgenommene, lückenlose, zeitliche und sachlich geordnete Aufzeichnung aller Geschäftsvorgänge in einer Unternehmung aufgrund von Belegen (Angebote, Rechnungen etc.).

Sie ist das zahlenmäßige Spiegelbild einer Unternehmung und wichtige Informationsquelle für uns Unternehmer. Sie dient außerdem dazu, den gesetzlich fixierten Anforderungen von Behörden nachzukommen. Und davon gibt es wahrlich genug in Venedig, mein Sohn. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Der Kredit

Ein Kredit ist die Gebrauchsüberlassung von Geld (Banknoten, Münzen) oder vertretbaren Sachen (Warenkredit) auf Zeit.

Kredit stammt von zwei ähnlichen lateinischen Wörtern ab. Erstens credere was “glauben” oder “anvertrauen” bedeutet, zweitens creditum “das auf Treu und Glauben Anvertraute”. Die französische und die italienische Sprache prägten mit den Wörtern crédit und credito die Bedeutung des heutigen Begriffs. Ich habe gehört, selbst im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wird das italienische Wort mittlerweile benutzt.

Kredite sind für uns einfache Händler sehr teuer. Ca. 20 % pro Jahr bei extremen Schwankungen, dazu hohe Bürgschaften. Und auch der Handelskredit (mutuo ad negotiandum) bietet nur den Vorteil, dass er durch Teilung des erwarteten Handelsgewinns abgedeckt werden kann. Ein Kredit kann beim Unternehmenswachstum helfen. Wir Unternehmer müssen extrem vorsichtig und  bedacht mit diesem Instrument umgehen.

Eines Tages

Das soll für heute reichen, mein lieber Paolo. Ich hoffe, ich habe es dir gut erklärt. Beim nächsten Mal werden es wieder drei kaufmännische Begriffe sein. Eines Tages – wir erleben diesen Tag nicht mehr – werden die Menschen Geräte haben, die vieles davon einfacher machen.

Warenwirtschaftssysteme, die uns Handel und Lagerwirtschaft enorm erleichtern.

Die Buchhaltung wird in wenigen Stunden erledigt werden.

Und die Lohnabrechnung. Mein Gott, die Lohnabrechnung! Man wird die Golddukaten nicht mehr täglich in bar auszahlen müssen, auch das wird sehr viel einfacher sein. Unternehmer wie wir werden sich voll und ganz auf den Handel und die Expansion ihrer Unternehmen konzentrieren können.“

 

Quellenangaben:

Das Herkunftswörterbuch Etymologie der deutschen Sprache (DUDEN), Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, ISBN-10: 3-411-04074-2

Kaufmännisches Rechnen für Dummies, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, ISBN-10: 3527708073

Bildquelle: „Canaletto Bacino di San Marco“ von Giovanni Antonio CanalWeb Gallery of Art:   Image  Info about artwork. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.


Johanna Aigner

Johanna Aigner

Johanna ist ein echter Profi wenn es um Marketing und E-Business geht. Nachdem sie 2018 ihren Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen hatte, verdiente sie sich als Marketing-Freelancerin für lokale und internationale Unternehmen ihre Sporen. Seit 2020 ist Johanna Online Marketing Managerin bei der SelectLine Software GmbH. Johanna ist nicht nur ein Kommunikationstalent, sie ist auch handwerklich sehr begabt. In ihrer Freizeit lebt sie ihre kreative Ader mit allen möglichen DIY-Projekten aus. Johanna liebt scharfes Essen und Motorradfahren.



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